Menhire der Bretagne

Das Rätsel der stehenden Steine

Sachbuch, Reprint-Verlag 2015, 184 S.

Die Beschäftigung mit den zeitlosen Themen der Archäologie haben mich so fasziniert, dass ich meine Arbeit fortgesetzt habe mit der intensiven Recherche über die Menhire der Bretagne. Welche Bedeutung haben die „Stehenden Steine“? Wie sind die sehr unterschiedlichen Formen zu interpretieren?

Von tausenden Menhiren habe ich anhand der Fachliteratur La Bretagne des mégalithes (Editions Ouest-France, Rennes 2007) eine Auswahl von 500 Exemplaren ausgesucht. Anhand von präzisen französischen topographischen Landkarten habe ich die sehr unterschiedlichen Exemplare gesucht und gefunden. Wie bei allen meinen Projekten hat die Recherche mehrere Jahre gedauert. Mein VW-Bus war Forschungsbüro und mobiler Wohnort. Für die Recherchen habe ich 10.000 Kilometer in der Bretagne zurückgelegt.

Bei den Recherchen war für mich am überraschendsten, dass es in der Fachliteratur zehn verschiedene Theorien über die Bedeutung der Menhire gibt. Mein Hauptinteresse war, die sehr unterschiedlichen Interpretationen darzustellen, ohne eine Theorie zu favorisieren. Ziel meiner Informations-Vermittlung war das Angebot an meine Leserinnen und Leser, selber zu entscheiden, welche der vorgestellten Theorien am überzeugendsten sein könnte.

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1. Große Menhire

Dies ist einer der größten Menhire der Bretagne, der mit seiner enormen Höhe von 9 Metern viel bewundert wird. Es gibt in der Bretagne vier Exemplare, die durch ähnliche Höhen beeindrucken. Die Fachliteratur nimmt an, dass für Gestaltung und Errichtung eines so großen Steines nur ein mächtiger Stammesfürst mit vielen Arbeitern fähig war. Der Menhir könnte also ein imposantes Macht-Symbol für einen Herrscher gewesen sein. Die Fachliteratur spricht außerdem von einem eindeutigen Phallus-Symbol, mit dem Lebensfreude und Lebenslust zum Ausdruck gebracht werden sollte.

Abb.: Menhir „Champ Dolent”, siehe Kapitel Größte Menhire, S. 53 ff

2. Technik

Zur Frage, wie die tonnenschweren Menhire mit damaligen technischen Mitteln aufgestellt werden konnten, gibt es verschiedene Vermutungen. Eine plausible Theorie hat Jean-Pierre Mohen in seinem Buch Megalithkultur in Europa etwas umständlich beschrieben. Ich habe versucht, seine Beschreibung zu veranschaulichen.

Abb.: siehe Kapitel Fragen zur Technik, S.76

3. Kleine Menhire

Neben den berühmten großen Menhiren gibt es in der Bretagne viele kleine Exemplare, die einsam mitten in der Landschaft stehen. Es wird angenommen, dass die Erbauer ärmere Landbesitzer waren, die nicht über genügend Arbeitskräfte verfügten, um große Menhire zu errichten. Aber sie wollten mit ihren begrenzten Möglichkeiten auch Lebensfreude ausdrücken. Außerdem wird vermutet, dass die Menhire als wundertätige Steine verehrt wurden, die einen guten Einfluss auf die Fruchtbarkeit der Felder hätten.

Abb.: Menhir „Pasquiou”, siehe Kapitel Kleinste Menhire, S. 99 ff

4. Menhire an Küsten

Dieser Menhir steht an einem exponierten Ort der Nordküste, wo er von weitem gut sichtbar ist. Der Stein befindet sich oberhalb einer Bucht, die von Felsen umrahmt ist und etlichen Fischerbooten Schutz bietet. Deshalb gibt es die pragmatische Interpretation, der Menhir könnte ein Seezeichen gewesen sein, das damaligen Seefahrern Orientierung gab für einen rettenden Schutzhafen. Es gibt aber auch eine mythische Deutung: Die Menhire an den Küsten des Atlantik könnten magische Symbole gewesen sein, mit denen die Gefahren von Stürmen und tobenden Wellen beschworen wurden. Vielleicht waren sie auch nur Zeichen der Verehrung für die Weite des Meeres und einen dort vermuteten Meeresgott.

Abb.: Menhir „Cam Louis”, siehe Kapitel Menhire an Küsten, S.33 ff

5. Scheiben-Menhire

Eine überraschende Form hat dieser sogenannte Scheiben-Menhir. Er hat beachtliche Proportionen: Die Höhe von 6 Metern korrespondiert mit einer Breite von ebenfalls 6 Metern. Die flache Seitenansicht zeigt den Scheiben-Charakter. Bei den gewaltigen Ausmaßen ergibt sich zwangsläufig die Frage, wie ein solcher Koloss mit damaligen technischen Möglichkeiten an diesen Ort transportiert werden konnte.

Abb.: Menhir „Vierge”, siehe Kapitel Scheiben-Menhire S. 113 ff

6. Transport-Experiment

Um die Frage zu klären, wie mit den technischen Möglichkeiten der Steinzeit große Menhire transportiert werden konnten, wurde 1979 ein berühmtes Experiment in Frankreich durchgeführt. Ein gewaltiger Steinblock mit einem Gewicht von 32 Tonnen wurde von 200 Personen mit Muskelkraft bewegt. 170 Personen haben den Koloss gezogen mit Seilen aus Naturfasern über Schienen aus geglätteten Baumstämmen. 30 Personen haben hinter dem Stein mit Holzhebeln gearbeitet. Mit dieser Methode haben die Menschen einen Tag gebraucht, um eine Distanz von vier Kilometern zurückzulegen.

Abb.: siehe Kapitel Fragen zur Technik S. 72 ff

7. Menhire und Landwirtschaft

Normalerweise werden in der modernen, industrialisierten Landwirtschaft alle Ackerflächen für eine maschinengerechte Nutzung von allen hinderlichen Steinen befreit. Bei diesem Menhir wurden die zweckrationalen Regeln offensichtlich nicht angewendet. Der Bauer ist mit seiner Saatmaschine in weitem Bogen um den Menhir herum gefahren. Auf vielen Feldern habe ich diese Beobachtung gemacht: Die Bauern scheinen die lästigen Umwege zu akzeptieren, da sie die archaischen Steine respektieren. Es gibt auch die Interpretation, dass die kleinen Menhire als wundertätige Steine gesehen werden, die sich positiv auf die Fruchtbarkeit der Felder auswirken und die deshalb von einigen Bauern sogar verehrt werden.

Abb.: Menhir „Kervizouarn”, siehe Kapitel Menhire und Landwirtschaft, S. 129 ff

8. Seltsame Formen

Neben enormen Größen-Unterschieden gibt es auch starke formale Unterschiede zwischen den Menhiren. Für viele Beobachter ist nicht nachvollziehbar, weshalb ein völlig unbearbeiteter, grober Felsbrocken ganz offiziell als Menhir ausgewiesen wird. Auf den ersten Blick hat er keine Gemeinsamkeit mit einem formvollendet gestalteten Exemplar. Aber wenn man genauer hinschaut, dann stellt man fest, dass so ein grober Felsbrocken offensichtlich ganz bewusst senkrecht aufgestellt wurde. Menhire werden definiert als „Stehende Steine”. Der formale Unterschied wird erklärt mit Armut und Reichtum. Reiche Grundbesitzer konnten sich eine anspruchsvolle Gestaltung leisten. Arme Nachbarn hatten nicht diese Möglichkeiten, wollten aber doch die symbolische Wirkung eines stehenden Steines zum Ausdruck bringen. Sie haben also ein längliches Felsstück senkrecht auf ihren Acker gestelllt.

Abb.: Menhir „Roche Longue” (links) und Menhir „Kerampeulven” (rechts),
siehe Kapitel
Formenvielfalt S. 143 ff

9. Menhire und Aberglaube

Das Verhältnis des Christentums zu den Menhiren war immer sehr ambivalent. Den „Heidnischen Steinen” wurden geheimnisvolle, magische Kräfte nachgesagt. Daher versuchten Christen im 17. Jahrhundert, die Steine „den heidnischen Kulten zu entreißen”. Die Menhire wurden „christianisiert”, indem ihnen christliche Symbole aufgesetzt wurden. Man glaubte, ein Kreuz auf dem Menhir würde Wunder wirken und die Steinsäulen „entzaubern”. Ein heidnischer Aberglaube wurde also ersetzt durch den christlichen Aberglauben, dass ein Kreuz böse Geister vertreiben könne.

Abb.: Menhir „Saint Duzec”, siehe dazu Kapitel Menhire und Aberglaube, S. 151 ff

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