Atlas-Film 1989
Im Film „Elektrolähmung” fordert die Hauptdarstellerin Eva Mattes dazu auf, die Rolltreppen zu stoppen, um Stromverschwendung zu bremsen. Sie argumentiert mit dem Gesundheitsaspekt, weil aktives Treppensteigen viel gesünder sei. Diese Provokation wird durch den Sprachwitz des Satirikers Jörg Hube verfremdet. Als Rahmenhandlung diskutiert die Theatergruppe „Rote Grütze”, ob die Aufforderung zur Rolltreppenaktion sinnvoll und legitim ist.

Stadtmagazin Zitty Berlin
„[…] ein Film, der ein ‘Gedankenexperiment’ genannt wird. ’Elektrolähmung’ bläst einem gehörig den Kopf durch. Was wäre, wenn Leute hergingen, und systematisch Rolltreppen lahmlegten. Immer mehr Körperfunktionen lassen sich die Faulen von Elektrogeräten abnehmen. Das ist starker Tobak. Bewegungsmangel ist eine der großen Volkskrankheiten. Dagegen setzt der Film die befreiende Eigenbewegung. Statt Rolltreppen das natürliche Gehen auf Stein-Treppen. Der Exkurs über Treppen ist ein Stück starker Sinnlichkeit, die nicht zerredet wird. Wembers Film ist ein außerordentliches Beispiel für Zivilcourage […]”
Süddeutsche Zeitung
„[…] der Zuschauer steht unter der Diktatur des Zeigefingers […]”
Stadtmagazin tip Berlin
„[…] der passive Zuschauer soll zum aktiven Mit-Täter werden. Wember setzt Satire und Spielfilm polarisierend ein, Dokumentation ist der Kontrapunkt. Die Diskussionsrunde verfolgt eine Aktivistin (Eva Mattes) und einen Satiriker (Jörg Hube) auf dem Parcours der Argumentationen. Die Aktionsrunde fungiert wie ein griechischer Tragödienchor: warnend, abwiegelnd, aufbegehrend. Wembers Kino hat Methode, wie man politische Realität verändern könnte. Niemand, der diesen Film gesehen hat, kann später eine Rolltreppe unreflektiert benutzen.”
Stadtmagazin Münster
„[…] der Film hat die sinnliche Kraft eines liquidierten Kühlschranks, ein gnadenlos dummer Film. Wember ist Professor, ein bisschen feige und ein schlechter Filmemacher […]”
Film-Insider
„[…] seit ein paar Tagen laufe ich die steinernen Treppen zur U-Bahn eigenfüßig hinauf und verschmähe die Rolltreppe. Mein Arzt hat mir seit Jahren Treppensteigen empfohlen, aber dass ich es tue, hat nicht der Rat des Herrn Doktor geschafft, sondern der Film von Bernward Wember ‘Elektrolähmung’. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Film je eine ähnliche Wirkung bei mir gehabt hätte. Welch ein Film…! Ein hoch politischer, ein lustiger Film, bei dem die Zuschauer entzückte Lacher ausstoßen. Der alte Brecht, der Belehrung auf unterhaltsame Weise forderte, würde seine Freude haben […]”
Filmdienst
„[…] eine kontroverse Diskussion, die recht statisch abläuft. In filmischer Hinsicht erweist sich dieses ‘Denkerlebnis’ denn doch als recht ereignislos […]”
Volksblatt Berlin
„[…] Wember hat einen Film gedreht, der so kurios wie aberwitzig mit Versatzstücken aus Spielfilm, Talkshow. Lehrstück, politischem Kabarett und Ratgebersendung jongliert, um dem Stromboykott eine originelle Wendung zu gegeben. Eine Art Öko-Guerilla, die durchaus Spaß versteht. Ein luzider Film. Beim Gang nach Hause, im U-Bahn-Schacht benutze ich – automatisch – statt der Roll- die Steintreppen. Ein Film, der Filmkritiker zu scheuchen weiß. Dem Film kann durchaus Kultstatus zuwachsen […]”